TG 12.3 – Stress mit Zahlen – und in einer Prüfung

Lernschritt:
Grafik von pixabay.com

Fortsetzung dieser Geschichte mit den sechs 6-stelligen Zahlen

Ein anderes Mal hatte ich mir wieder sechs 6-stellige Zahlen aus dem Zuhörerkreis nennen lassen und sie zu den Bezeichnungen A bis F ans FlipChart geschrieben, sie mir etwa eine Minute lang eingeprägt und dann das FlipChart-Blatt umgedreht.

Dann hatte ich meinen Mitmach-Vortrag fortgeführt.

Etwa eine halbe Stunde nach dem Einprägen der Zahlen wollte ich meine Gedächtnisfähigkeit für Zahlen demonstrieren: Ich hatte mich hinter den FlipChart-Ständer gestellt, das Blatt mit den Zahlen so umgedreht, dass ich keine Chance hatte, draufzuschauen.

Und dann passierte etwas Peinliches!

  • Ich konnte mich nicht mehr an die erste Zahl unter ‘A’ erinnern.
  • Auch nicht an die zweite unter ‘B’.
  • Auch nicht an die dritte, die vierte, die fünfte und auch nicht an die sechste!

Ich hatte keine Chance, dieses Versagen auch nur ein bisschen zu vertuschen. – Die Zuhörer waren sichtlich (hämisch) vergnügt.

Ich hatte dann süßsäuerlich (und wahrheitsgemäß) erzählt, dass mir so etwas noch nie passiert war. Ich bat um Verständnis für meinen Blackout und habe irgendwas Passendes ergänzt. – Nach einigen Minuten war mein Blutdruck wieder auf seinen Normalwert runtergekommen.

Dann bat ich noch einmal für einen Augenblick um Ruhe, um mich zu konzentrieren. Ich versuchte erneut, mich zu an die Zahlen zu erinnern. Und alle sechs 6-stelligen Zahlen von A bis F waren wieder da! – Was für eine Erleichterung für mich!

Einer der Zuhörer fragte zaghaft, ob mein Aussetzer eine geplante Show-Einlage gewesen sei, um die Dramaturgie zu erhöhen. – Nein, das war es nicht!

Stress macht dumm!

Von diesem Erlebnis hatte ich einmal in einem meiner Seminare zur Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung erzählt, als es um Angst vor Versagen im mündlichen Prüfungsteil ging.

Nachdem ich meine Story bei BAYER erzählt hatte, erzählte eine Prüfungsteilnehmerin ihr Erlebnis. In Kurzform:

  • Sie hatte in ihrer Prüfung zur Pferdewirtin vom Tisch der Prüfer mehrere Karten hochnehmen müssen, auf deren verdeckter Seite je eine Prüfungsfrage stand.
  • Sie hatte keine Frage beantworten können … obwohl sie unmittelbar zuvor mit einem anderen Prüfling über einige dieser Prüfungsinhalte ‘locker geplauscht’ hatte. Ein klassischer Blackout.
  • Nachdem sie den Prüfungsraum verlassen und sich wieder beruhigt hatte, fielen ihr die zuvor geforderten Antworten wieder ein.

Stress macht dumm! (ein weiterer Kernsatz) … sowohl beim Einprägen von Informationen, als auch beim Versuch, das zuvor stabil Gelernte wieder abzurufen!

Welchen Nutzen könnte man aus dieser Erkenntnis ziehen?

  • Lernen unter sehr sehr hohem Zeitdruck, insbesondere kurz vor der Prüfung, ist wahrscheinlich nicht wirkungsvoll. (bereits behandelt, siehe Lern-Tipp 8) – Hintergrund: Rechtzeitiges Lernen gibt dem Gedächtnis die Möglichkeit, die bearbeiteten Lerninhalte über eine längere Zeitstrecke unterbewusst zu verarbeiten / den Lerninhalt sich setzen zu lassen.
  • Wer zu Nervosität in brenzligen Situationen neigt, sollte sich speziell für eine Prüfung gut und rechtzeitig auf die wahrscheinlichen Prüfungsinhalte vorbereiten: Das vermeidet zumindest den Stressanteil innerhalb der Prüfung, der sich aus dem ‘schlechten Gewissen’ wegen der schlechten / zu kurzfristigen Vorbereitung ergeben könnte.
  • Prüfungsangst / Angst vor der Prüfung lähmt unter Umständen auch bei der Vorbereitung auf die Prüfung. Eine wirkungsvolle Hilfe kann sein, diese Prüfungsangst / diese negative innere Einstellung beenden zu wollen. – Der Prüfling könnte zehn, 15 oder 20 Stichpunkte aufschreiben, welche schwierigen Situationen er in seinem Leben bereits gemeistert hatte. Wenn er die Liste anschließend immer wieder einmal durchliest, wird es ihm besser gehen!
  • Bei starkem Stress innerhalb einer (mündlichen) Prüfung sollte man seine hohe Anspannung den Prüfern gegenüber ausdrücklich ansprechen: Das trägt bereits zur Beruhigung bei! – zusätzlich: Prüfer nehmen dann meist Rücksicht auf diese besondere Anspannung.
  • Welche Erkenntnis können Sie – für Ihre Bildungsarbeit – aus diesem Lernschritt ziehen?
  • Welche Absicht wollen Sie – für Ihre Bildungsarbeit – aus diesem Lernschritt ableiten?

Reflexionsbogen (PDF) zum Download

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