TG 16.5 – LERNEN mit HIRN – Neurodidaktische Impulse

Lernschritt:
Buchdeckel: Lernen mit Hirn

‘Neurodidaktische Impulse’ – und daraus abgeleitete Kernaussagen

Nach dem Durcharbeiten des Buches hatte ich die folgenden Kernaussagen formuliert. – Die Seitenzahlen beziehen sich auf die betreffenden Textstellen im Buch.

Qualität / Gültigkeit

Meine Kernaussagen basieren auf Textstellen, die ich ausgewählt hatte, weil ich sie für meine Arbeit als wichtig erachte (eine subjektive Grundlage).

Die von mir ausgewählten Textstellen beruhen auf dem aktuellen Stand der Neurologie / also auf dem “aktuellen Stand des Irrtums”.

Das sollten wir einfach wissen

  • Unsere Erinnerungen sind häufig nicht korrekt, sondern unbewusst manipuliert – durch uns selbst oder durch andere. – Seiten 13, 78
  • Frühaufsteher oder Langschläfer zu sein, ist nicht genetisch festgelegt: Man kann sich ‘umpolen’. – Seite 83
  • Den Höhepunkt der geistigen Leistungsfähigkeit erreichen die Menschen mit etwa 25 Jahren. – Seite 212
  • Jüngere Menschen haben eine höhere geistige Geschwindigkeit, ältere Menschen haben ein größeres Vorwissen, um neue Infos anzuknüpfen. – Seiten 233, 235
  • Je größer das Vorwissen, desto leichter das Lernen. (Klettenball-Modell) – Seite 139
  • Wir erlernen etwas Neues leichter als etwas Unrichtiges im Gedächtnis korrigieren zu können. – Seite 95 – Auch unangenehme Erinnerungen können ‘überschrieben’ werden. – Seite 58

  • Wir lernen deutlich mehr ‘einfach so nebenbei’ als bewusst und beabsichtigt. – Seiten 12, 139
  • Lerninhalte werden überwiegend während der Tiefschlaf-Phasen ins Langzeitgedächtnis geschoben – bevorzugt in der ersten Nachthälfte. – Seite 85
  • Die Lerntypen-Einteilung ist ein Fantasiegebilde. – Seite 218

Das sollten wir beim Lernen berücksichtigen

  • Lernen mit positiven Gefühlen funktioniert besser als ohne – erst recht bei negativen Gefühlen. – Stress beim Lernen (und beim Erinnern) blockiert! – Seite 59
  • Das Lernen kann durch ein Vorspiel begünstigt werden (Priming). – Beispiel: Eine vorherige Beschäftigung mit Aspekten, die zu ‘Jugend’ oder zu ‘Alter’ passen, führt dazu, dass man sich anschließend eher jugendlich oder eher seniorenhaft verhält. – Seite 159
  • Konzentration auf den Lerninhalt fördert das Lernen; Ablenkungen behindern das Lernen. – Seiten 176, 188
  • Lernen im Wettbewerbs-Modus / als Herausforderung steigert die Lernleistung. – Seite 196
  • Das Wissen um den eigenen Lernnutzen erleichtert das Lernen. – Seite 138
  • Lernen als ‘Druckbetankung’ führt  allenfalls zu kurzfristigen Erfolgen. – Zeitlich verteiltes Lernen ist wirkungsvoller als Lernen am Stück. – Seite 164
  • Entspannende Lernpausen verbessern den Lernerfolg: In diesen Phasen verarbeitet das Gehirn die Lerninhalte noch einmal, sogar in doppelter Geschwindigkeit. – Seite 165
  • Angemessen(?) große / kleine Lerneinheiten sind leichter lernbar als jeweils doppelt so große Lerneinheiten. – Seite 165
  • Je größer die geistige Aktivierung beim Lernen, desto größer der Lernerfolg. – Seite 150 – Auch das Zusammenfassen eines Lernstoffes stellt eine solche Aktivierung dar. – Seite 147
  • Wir brauchen Wiederholungen. – Seiten 23, 105
  • Gelerntes muss möglichst rasch angewendet werden (die beste Art der Wiederholung), damit es erhalten bleibt. – Nur deshalb können wir ‘noch immer’ lesen und schreiben. – Seite 102
  • Wiederholen mit Lernkarten kann aktuell noch fehlende praktische Anwendungen ausgleichen. – Seite 147
  • Wiederholungen vor dem Zubettgehen sind hilfreich. – Seiten 85, 147
  • Das Gehirn zeigt uns im Schlaf, wie es am liebsten lernt: in Bildern. Im Gegensatz dazu tut sich das Gehirn mit abstrakten Informationen schwer. – Seiten 206, 216, 227
  • Wissensfragemente sollten beim Lernen in einen größeren Zusammenhang eingebettet werden, zum Beispiel in eine lebhafte Story. – Seite 101
  • Vokabeln können mit passenden Körperbewegungen leichter eingeprägt werden. – Seite 66
  • Gemeinsames Lernen kann in manchen Lernphasen hilfreich sein. – Seiten 138, 241
  • Zunächst ein Beispiel / eine Echtsituation durchdenken, erst danach die Regel hierzu ableiten. – Seite 139
  • Lernen kann bei gleichzeitiger Körperaktivität erleichtert werden, zum Beispiel auf dem Crosstrainer oder beim Gehen. (Methode der Peripathetiker) – Seite 201
  • Körperliche Aktivierungen fördern auch die geistige Gesundheit und damit die Lernfähigkeit, zum Beispiel das Jogging und Spazierengehen. – Seiten 202, 211
  • Lernen im Schlaf funktioniert tatsächlich, sofern er ausreichend lang ist. – Seiten 55, 85

Nach meiner Einschätzung bestätigen die obigen Kernaussagen die Konzeption und die Inhalte unseres OnlineKurses.

Es gibt aber auch einige wenige Aussagen im Buch, die meinen Erfahrungen bzw. Überzeugungen widersprechen:

  • “Keine Sorge: Sie haben nichts vergessen, sondern können sich nur nicht erinnern – das ist ein Unterschied, denn ‘was einmal im Gedächtnis verankert wurde, bleibt dort erhalten.’ …” (Zitat von Roth und Ryba), Seite 76
  • “Lernen geht nicht ohne Aufmerksamkeit …” (Zitat Gerhard Hüther), Seite 123 – Die Werbung beweist uns teilweise das Gegenteil!
  • “Eine (Versuchs)Gruppe erhielt zusätzliche Abbildungen oder Texte, die andere nicht. Die entscheidenden Fakten wurden für alle markiert. Die Gruppe mit den Zusatzdetails schnitt im anschließenden Test am schlechtesten ab. Lernen ohne Zusatzelemente gelingt demnach besser.” Seite 162 – Ich vermute einen Fehler im Versuchskonzept.
  • “Beim Handschreiben werden zwölf Gehirnareale aktiviert, beim Tippen nur ein geringer Teil. Die Handschrift fördert einen Denkprozess, der beim Tippen an der Tastatur wegfällt. Fazit: Mit der Hand schreiben macht schlauer!” – Seite 217 und sinngemäß auf dem beigelegten nett gestalteten Lesezettel – In Einzelfällen mag das stimmen, aber nach meiner Einschätzung bedeutet das Fazit eine unzulässige Schlussfolgerung (Korrelation vs. Kausalität).

meine Rezension dieses lesenswerten Buches

  • Welche Erkenntnis können Sie – für Ihre Bildungsarbeit – aus diesem Lernschritt ziehen?
  • Welche Absicht wollen Sie – für Ihre Bildungsarbeit – aus diesem Lernschritt ableiten?

Reflexionsbogen (PDF) zum Download

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