TG 3.2.07 – Zwischenziele setzen, Inhalte stückeln

Lernschritt:
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Zwischenziele sind magnetisch

Einen umfassenden Lerninhalt könnte man mit einem Berg von Arbeiten vergleichen: Sofern man die Einzelarbeiten auf einer Checkliste notiert hat, macht es meist große Freude, jede getane Teilarbeit durchzustreichen oder abzuhaken.

Ich hatte als junger Mann einmal ein Fachbuch für Ausbilder / Trainer gelesen, in dem ein Experiment in den USA des 19. Jahrhunderts mit Kornschnittern beschrieben wurde, das mich stark beeindruckt hatte:

  • Eine Gruppe Tagelöhner bekam die Aufgabe, ein Kornfeld zu mähen. Es wurde jedem der Kornschnitter ein Lohn von zum Beispiel zwei Dollar zugesagt, sobald die Arbeit erledigt sei. – Die für die Arbeit benötigte Zeit spielte für den Auftraggeber zwar keine Rolle, sie wurde jedoch gemessen.
  • Die zweite Gruppe Tagelöhner bestand aus gleich vielen Männern, sie bekamen gleich gute Sensen, sie hatten ein gleich großes Kornfeld zu mähen wie die erste Gruppe, und ihnen wurde derselbe Lohn zugesagt. – Der einzige Unterschied zur ersten Gruppe: Das Ende des Kornfeldes war schon am frühen Morgen durch eine aufgestellte Zielfahne vorstellbar. Auch die Arbeitszeit der zweiten Gruppe wurde gemessen.
  • Es gab noch eine weitere Vergleichsgruppe, aber mit folgendem Unterschied: Die Männer konnten am Morgen nicht nur die Zielfahne erkennen, sondern auch weitere neun Fahnen, die jeweils nach einem Zehntel der Arbeitsstrecke aufgestellt worden waren.

Was ist Ihre Vermutung zur Arbeitszeit der drei Gruppen? – Hatten alle drei Gruppen ähnlich viel Zeit gebraucht?

Die Antwort im Buch war (Ich kenne die Quelle leider nicht mehr.):

  • Die zweite Gruppe hatte weniger Zeit gebraucht als die erste: Das sichtbare Ziel war offensichtlich ein unbewusster Ansporn.
  • Die dritte Gruppe hatte weniger Zeit gebraucht als die zweite: Die sichtbaren Teilziel-Fahnen waren offensichtlich ein noch stärkerer unbewusster Ansporn.

kleine Häppchen sind leichter verdaubar

Beispiel aus der Schule

Im Deutschen unterscheidet man (meist) zehn verschiedene Wortarten, außerdem noch ein paar Unterarten. Und für das alles gibt es jeweils mindestens eine deutsche und mindestens eine lateinische Bezeichnung, also insgesamt mindestens 20 Begriffe.

Hinzukommt, dass diese Begriffe mehr oder weniger abstrakt sind. Deshalb ist es zum Beispiel viel schwerer, sich Begriffspaare der Art < HauptwortNomen > einzuprägen als zum Beispiel ‘normale’ Vokabelpaare der Art < Tischtable > … und dann auch noch mit der passenden Bedeutung.

Kindern fällt das Lernen abstrakter Begriffe übrigens viel schwerer als den Erwachsenen. (Zunächst rechnen Kinder mit Äpfeln und Birnen …) Trotzdem müssen sie schon als 10- bis 12-Jährige die grammatikalischen Begriffe lernen. Und sie tun sich dabei genauso schwer wie wir uns in unserer Kindheit …, woran sich glücklicherweise auch manche Lehrer noch erinnern und entsprechend behutsam vorgehen.

So könnten lediglich zwei oder drei Wort-Arten (‘Artikel’, ‘Adjektiv’ und ‘Nomen’ mit ihren Bedeutungen und mit ihren deutschen Bezeichnungen) die Obergrenze sein! Danach sollte man in den nächsten 24 bis 48 Stunden es dem Gehirn überlassen, sich unterbewusst mit diesem Lerninhalt alleine weiter zu beschäftigen!

Fazit: Das Lernen ‘schwieriger’ / größerer Inhalte wird durch jeweils kleine Häppchen erleichtert.

  • Welche Erkenntnis können Sie – für Ihre Bildungsarbeit – aus diesem Lernschritt ziehen?
  • Welche Absicht wollen Sie – für Ihre Bildungsarbeit – aus diesem Lernschritt ableiten?

Reflexionsbogen (PDF) zum Download

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