TG 3.2.17 – Lern-Bilder beachten, ggf. selber erstellen

Lernschritt:
Grafik von pixabay.com

Unser Gedächtnis mag Bilder

Sicherlich hatten auch Sie während Ihrer Schulzeit folgendes Erlebnis: Sie saßen in einer Klassenarbeit zu einem Thema, das Sie mit Hilfe eines Lehrbuches vorbereitet hatten, und grübelten über bestimmte Details.

Allmählich erschien vor Ihrem geistigen Auge das Bild einer Grafik, die zu dem Lerninhalt gehörte. Sie konnten sich sogar daran erinnern, wie diese Grafik im Detail aussah.

Das Gehirn der meisten Menschen hat eine Vorliebe für Bilder! Das, was man einmal mit seinen Augen als typisches Bild (also nicht nur als Schrift-‘Bild’) gesehen hatte, oder was man sich intensiv vor seinem geistigen Auge ausgemalt hatte, bleibt erstaunlich gut im Gedächtnis haften. – Übrigens, im Traum zeigt uns das Gehirn, wie es am liebsten arbeitet: in Bildern!

Erinnern Sie sich doch bitte einmal an ein Erlebnis aus Ihrem letzten Urlaub! Stellen Sie sich bitte vor, Sie würden jemandem davon erzählen: Eigentlich bräuchten Sie doch nur den ‘Film’ zu beschreiben, der nun vor Ihrem geistigen Auge abläuft …

noch wirkungsvoller: multisensorisch lernen

mehrere CorelDraw-Grafiken kombiniert

In der Fachliteratur trifft man immer wieder auf eine Tabelle, die den Grad des Lernnutzens unter Berücksichtigung der Sinneskanäle bzw. Körperaktivitäten darstellt:

Auch wenn nirgendwo zu lesen ist, durch welche Experimente diese Prozentzahlen ermittelt wurden, so lehrt doch die Erfahrung, dass die Tendenz dieser Tabelle stimmt – jedenfalls für die meisten Menschen:

  • Die Erinnerung an visuell wahrgenommene Informationen ist viel größer als die Erinnerung an auditiv wahrgenommene Informationen.
  • Wenn mehrere Sinne beim Lernen beteiligt sind, ist die Erinnerung größer als bei einkanalig erhaltenen Informationen.

Je größer die geistige Verarbeitungstiefe beim Lernen, desto größer der Lernerfolg!

Zu visuell wahrgenommenen Lerninhalten kann man zwei Empfehlungen ableiten.

Empfehlung A

Sofern Ihre Lernmaterialien Grafiken enthalten, lohnt es sich, sie bewusst wahrzunehmen! – Versuchen Sie zum Beispiel, solche Grafiken aus der Erinnerung nachzuzeichnen und sich dann darüber klar zu werden, welche inhaltlichen Aussagen damit verdeutlicht werden sollen.

Empfehlung B

Sofern Ihre Lernmaterialien keine Grafiken enthalten, erstellen Sie sich passende Grafiken selber, um einen noch besseren Lernerfolg zu erzielen! Sie haben dann nicht nur etwas Zusätzliches für Ihr Auge zur Verfügung, sondern Sie erarbeiten sich diese Grafik. (Tun = höchster Behaltensgrad!)

Sie, als Bildungs-Profi, …

… haben durch Visualisierungen die Möglichkeit, den Lernprozess Ihrer Lernenden erheblich zu vereinfachen / zu beschleunigen!

> lange Texte – fehlende Grafik

Kürzlich wollte ich herausfinden, ob ich lieber neue Winterreifen oder erstmalig Ganzjahresreifen für unser Auto kaufen sollte. Die Webseiten von ADAC, auto motor sport und die von zwei renommierten Reifenherstellern lieferten Hinweise durch relativ viel Text. – Etwas später wurde mir bewusst, dass eine einfache Grafik viel Zeit des Lesens und Herumsuchens ersparen könnte:

Die Grafik eines Reifen-Profis dürfte schöner sein …

> kurzer Text – fehlende Grafik

Mich hatte es einmal sehr verblüfft, dass selbst vermeintlich einfache textliche Erklärungen offensichtlich nicht kapiert werden und dadurch zu aberwitzigen Aussagen führen. Deshalb hatte ich mich entschlossen, den betreffenden Text durch Grafiken besser begreiflich zu machen:

Als Grafiken zur Ver-anschau-lichung kommen insbesondere in Betracht:

  • Fotos und realitätsnahe Abbildung, zum Beispiel zweier ineinandergreifenden Zahnräder
  • ein typisches Linien-, Balken- oder Torten-Diagramm zur Darstellung von Zahlenwerten, zum Beispiel ein Aktienkursverlauf als Liniendiagramm, die Aufteilung von Wählerstimmen in Form eines Tortendiagramms
  • eine Zeitgerade, zum Beispiel, um die Schutzfristen und Leistungszeiträume nach dem Mutterschutzgesetz darzustellen
  • ein Ablaufdiagramm / Flussdiagramm, um zum Beispiel die Folgen der Nichtzahlung einer Versicherungsprämie zu verdeutlichen
  • ein Aufbaudiagramm / Organigramm, um zum Beispiel die Struktur eines Unternehmens oder die Voraussetzungen für die ‘fachliche Eignung’ nach dem Berufsbildungsgesetz darzustellen
  • eine MindMap® (‘Gedanken-Landkarte’), um zum Beispiel verschiedene Aspekte eines Lerninhalts darzustellen und den Gesamtzusammenhang zu veranschaulichen
  • IKEA®-artige Darstellungen

Oder noch viel wirkungsvoller: Produktmuster, originales Werkzeug, Modell einer Apparatur, …

ebenfalls anschaulich >>> B e i s p i e l e

Als junger Ausbilder hatte ich die Empfehlung zum Visualisieren zunächst auf Grafiken und auf (FlipChart- / Whiteboard-) Anschriebe reduziert.

Erst später ist mir bewusst geworden, wie an’schaulich Beispiele sind. – Das ist der Grund, weshalb ich mich auch in diesem OnlineKurs um viele Beispiele bemühe.

  • Welche Erkenntnis können Sie – für Ihre Bildungsarbeit – aus diesem Lernschritt ziehen?
  • Welche Absicht wollen Sie – für Ihre Bildungsarbeit – aus diesem Lernschritt ableiten?

Reflexionsbogen (PDF) zum Download

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